Eudel and the brothers in mind – like moths to the light

Was auch immer Musik mit einem anstellt, es hat bei jedem Hören essentiell mit emotionalen Momenten zu tun. Mit Dingen, die man erlebt hat. Ein unsichtbares Band, das hörbar gemacht wird.

 

»Like moths to the light«, der neue Longplayer von »Eudel & the brothers in mind« stellt genau dies dar. Ein wunderbares Stück Musik. Emotional ohne sentimental oder gar nostalgisch zu sein. Filigran, sperrig, experimentell, stilsicher, bierernst und doch ironisch. Songs mit Pop-Appeal immer mit dem Blick nach vorne und ohne anbiedernd zu sein.

 

Ja, man könnte die Songs fast als zeitlos beschreiben, wenn das nicht schon so abgelutscht wäre.

 

Aufgenommen von den Freunden Eudel und Mario Waniek an den verschiedensten Orten in der ostwestfälischen Provinzmetropole Bielefeld, umgeben von der Wildnis des Teutoburger Waldes, durchaus vergleichbar mit der Einsamkeit der Prairie. Die Aufnahmesessions fanden z.B. in Marios Küche, in der Eingangshalle einer Fabrik oder in Eudels Fahrradkeller statt, weil dort die Akustik so gut war.

 

Hier wird die Eigenbrötlerei und der Eigensinn, denen man den Ostwestfalen so nachsagt in positivster Weise auf den Punkt gebracht.

 

»Like moths to the light« ist der Versuch das Unverstehbare verständlich zu machen, dem eigenen Selbst den Spiegel vor zu halten. Eine Entwicklung, musikalisch als auch menschlich. Halt was jeder so durchmacht.

 

Und man kann sagen: Dieses heikle Unterfangen ist geglückt!!

 

Auf dem Longplayer zeitweise angewachsen zu einem Trio, den »brothers in mind« mit Contrabassist Alex Quaet-Faslem, haben Eudel und Mario auch den ursprünglichen Duo-Livesound (Gitarren, Perc., Gesang) im Stile der „Kings of Convenience“ teilweise ausgeweitet zu einem Live-Trio mit Schlagzeug, Contrabass und Gitarre mit Luft zur Improvisation.

 

Songs wie »The little things«, »If i could« oder »The sea at night« sind tanzbar. »By the side of the road« oder »Losing baby teeth« sind melancholische Songperlen für Herz und Hirn.


Generell gilt für diese Scheibe: Vieles kann, nichts muss, aber wer sich drauf einlässt wird reich belohnt. Versprochen!

 

Eudel - Stimme, Gitarren, Tasten, Songs
Mario W. - Gitarre, Schlagzeug/Percussion
Alex Q. - Contrabass

Presse

Mit „Im a wheel and I will turn on you“ debütiert Eudel als Singer und Songwriter 

VON NICOLE HILLE-PRIEBE FÜR DIE NEUE WESTFÄLISCHE - BIELEFELD

Manchmal bekommt man zu Hause Musik in die Hand gedrückt, die so gut ist, dass man es gar nicht erwarten kann, sie Freunden vorzuspielen. Die fragen dann für gewöhnlich: „Wie, das kommt aus Bielefeld?“ Und um die leidige Provinzdiskussion abzukürzen, antwortet man am besten möglichst nonchalant: „Klar, aus Bielefeld.“ Eudel zum Beispiel.

Den kennt in der heimischen Szene jeder, allerdings eher von seiner rockigen Seite. Jetzt hat das Ex-Mastermind der Band Tresco Peak sein erstes Solo-Album eingespielt und damit ein umwerfendes Singer/Songwriter-Debüt hingelegt, das den großen Nummern dieses Genres locker Konkurrenz machen kann.

Eudel heißt mit bürgerlichem Namen Oliver Damaschek-Hahn und ist einer von den Guten. Einer, der sich nicht einfach arrangiert mit dem Leben und weiß, wann etwas zu Ende ist. Wenn die Welt um einen herum brüchig wird, kann man in den Wald gehen und schreien. Oder man schreibt ein Gedicht. Musiker schreiben dann häufig Songs. Und gute Musiker schreiben gute Songs. Eudel ist ein guter Musiker, denn er hat zwölf gute Songs geschrieben und sie auf seinem Album „Im a wheel and I will turn on you“ versammelt.

Ein Singer/Songwriter ist ein Mensch, der seine Lieder singt und sich selbst auf der Gitarre dazu begleitet. Wer aufmerksam zuhört, erkennt jedoch schnell, dass hier mehr als eine Gitarre im Spiel ist. Eudel hat sich Unterstützung bei Mario Waniek, einem Musikfreund aus alten Zeiten, geholt. „Es ist nicht einfach, Draht zu Leuten zu finden. Bei Mario stimmt die Chemie.“

Als Tresco Peak sich vor drei Jahren aufgelöst hatte, wollte Eudel zwar weiter Musik machen, aber nicht mehr diskutieren - man brauchte also weder Glaskugel noch psychoanalytische Fähigkeiten, um dem talentierten Sänger eine Solo-Karriere vorauszusagen. „Dieses Album bin hundertprozentig ich“, sagt der 36-Jährige. „Viele Musiker, die ich kenne, wollten ganz viel: Platten verkaufen und Geld verdienen. Von diesen großen Gedanken muss man runterkommen, da muss man sich freischaufeln. Mir geht es heute nur darum, mich gut zu fühlen, von allem Ballast befreit.“ So klingt das Album dann auch: Da ist einer nach Hause gekommen.

Die Mischung, in der sich Spuren von Rock mit Folk und Country vermischen, erinnert ein bisschen an die Walkabouts, manchmal auch an Calexico unplugged. Neben Eudels charismatischer Stimme, mit der er seine kleinen Geschichten erzählt, tragen virtuoses Gitarrenspiel und exzellenter Sound ihren Teil zum Hörgenuss bei. Und obwohl es schwierig ist, einen Favoriten auszumachen, geht der Preis an „Sometimes, almost always“ - auch, weil der Text so schön ist. Aber das ändert sich wohl je nach Lebenslage.

„Melodie war mir immer wichtig“, sagt Eudel, dessen musikalische Sozialisation von Bands wie Dinosaur Jr. und Hüskerdü geprägt wurde. Als er mit 16 anfing, Musik zu machen, war das eine Befreiung. „Musik war für mich ein Ventil, die ganze Scheiße rauszulassen. Und davon hatte ich genug: Das einzige, was ich an Schule gut fand, waren meine Freunde. In der Musik konnte ich endlich mal was - und musste noch nicht mal viel dafür tun.“

Heute arbeitet Eudel als Heilerziehungspfleger in Bethel. „Profi-Musiker wollte ich nie werden, da muss man zu viele Sachen machen, die man eigentlich gar nicht machen will. Ich war nie zu Kompromissen bereit.“ Gut so, denn in all der Künstlichkeit, die uns auf unserem langen Weg durch Plastik gewordene Träume widerfährt, hat nur Authentizität die Kraft, unser Innerstes zu berühren.